Museen im Landkreis Tirschenreuth

Innere Bilder - Wenn die Seele hungert

Sonderausstellung im Museum Mitterteich mit Malerei von Gertraud Fischer

Wenn Essen zum Problem wird und die Seele hungert – Kunst als Nahrung für Körper, Geist und Seele

Die aktuelle Sonderausstellung im Museumscafé Mitterteich beschäftigt sich ab 2. Oktober mit einem besonderen Thema: Essstörungen. Betroffene verlieren durch die Krankheit ihren Bezug zu sich selbst und zu ihrem Körper. Essstörungen sind besonders unter jungen Frauen immer wieder ein Problem. Aber auch bei jungen Männern steigt die Zahl der Betroffenen seit Jahren an. So individuell der Mensch ist, so individuell sind auch die Auslöser. Das können traumatische Erfahrungen sein oder auch ein sehr hoher Anspruch an sich selbst durch Erziehung oder Vorbilder. Auch der Druck von außen durch den Freundeskreis oder die Sozialen Medien, die Schönheitsidealen nacheifern, ist ausschlaggebend. Nur mit einer Therapie finden die meisten den Weg zurück in ein gutes Leben, und lernen sich selbst, ihren Körper und ihre Bedürfnisse neu kennen.

Auch für Gertraud Fischer aus Schödlas bei Münchberg beginnt mit einer Therapie vor etwa 30 Jahre ein neuer Lebensabschnitt. Die Lehrerin für Hauswirtschaft und Gestalten hatte bis dahin nur wenig mit Kunst zu tun und malte nicht. Erst ihre Therapeutin erkannte ihre Liebe zu Farben und so begann für Gertraud Fischer ein Prozess, durch den sie gesund wurde. Für sie war das Malen ein Türöffner, um sich den Ursachen der Essstörung zu stellen und sie zu verarbeiten. Für die Therapeutin war es der Zugang zu Gertraud Fischers Gefühlswelt, die sich in Worten nicht ausdrücken ließ. Heute ist die Künstlerin selbst Heilpraktikerin für Psychotherapie mit dem Schwerpunkt Tanz- und Ausdruckstherapie und hilft damit Betroffenen, sich auszudrücken und Wege aus der Krankheit zu finden.

Die Kunst ist eine achtsame und nährende Möglichkeit, sich mit dem eigenen Leben, den eigenen Bedürfnissen seelischen und körperlichen Bedürfnissen zu beschäftigen. Der Selbstausdruck mit Farben kann heilsam sein. Es kann aber auch Musik, Schreiben oder Tanz sein, je nach dem, was zur Person passt. Kunsttherapie kann zudem ergänzend im Rahmen einer klassischen Psychotherapie sehr hilfreich sein.


Durch diese besondere Art des heilsamen Malens entstehen abstrakte innere Bilder, die den Besucher dazu einladen, sie selbst zu interpretieren. Verschiedene Techniken von Tusche über Acryl, Aquarell und Pastellkreide zeigen intensive Farben und weiche Formen. Eine besondere Art des Malens ist die Neurographik, bei der zu einem gewählten Thema mit geschwungenen Linien eine Struktur entsteht, die an ein neuronales Netz erinnert. Die Technik kann helfen alte Denkmuster zu durchbrechen und Lösungen aufzuzeigen.


Kamila Härtl und Sabine Frank vom Gesundheitsamt Tirschenreuth sind für die Suchtprävention zuständig und haben die Ausstellung nach Mitterteich gebracht. Kamila Härtl kennt die Künstlerin schon länger und hatte schon früh den Gedanken mit ihren Bildern das Thema Essstörungen sichtbarer zu machen. Ziel ist es, durch Aufklärung frühzeitig Erkrankungen zu erkennen und Unterstützung für Betroffene anzubieten. Die Kunstausstellung findet im Rahmen der Nordoberpfälzer Wochen der seelischen Gesundheit statt.


Wenn Sie selbst betroffen sind, oder jemanden kennen, können Sie sich an Kamila Härtl oder Sabine Frank unter 09631 70760 wenden. Für Erwachsene ist außerdem Frau Myriam Peschek von der Caritas Suchtambulanz Ansprechpartnerin (Tel.: 09631 798910). Bei Suchterkrankungen von Kindern und Jugendlichen ist die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in Tirschenreuth die richtige Anlaufstelle (Tel.: 09631 3363 oder https://www.beratungsstelle-tirschenreuth.de/ )